[SL] Zombie-Projekte würdevoll beerdigen

Wie andere gescheiterte Projekte auch sollten Zombie-Projekte würdevoll beerdigt werden. Dabei gilt es, die Gründe für das Projektende klar zu benennen. Was waren die Erwartungen an das Projekt? Warum wurden sie nicht erfüllt? Welche Nachteile hätte es, wenn wir das Projekt jetzt noch weiterverfolgen würden?

Auch wenn das Hauptziel nicht erreicht wurde, sollte man sich klarmachen, welche positiven Aspekte das Projekt hatte. Gibt es Teilergebnisse, die wir wiederverwenden können? Haben wir Kompetenzen erworben, die später nützlich werden? Sind vielleicht neue Kundenbeziehungen entstanden? Welche anderen Gelegenheiten können wir jetzt wahrnehmen, weil wir nicht mehr durch das Projekt belastet werden?

Und natürlich: die Lektionen aus dem Scheitern sollten benannt und verinnerlicht werden – was wussten wir noch nicht beim Projektstart? Was haben wir unter- oder überschätzt?

Es gibt noch eine Lektion für das Portfolio-Management: Wir haben dieses Projekt zu lange durchgeschleppt. Wie kam es dazu, und was können wir tun, um ähnliche Situtationen in Zukunft zu verhindern?

Bei der würdevollen Beerdigung geht es auch darum, den Misserfolg des Projekts so weit es geht von den Beteiligten zu trennen. Ein fehlgeschlagenes Projekt sollte nicht automatisch ein Makel in der Laufbahn sein, denn das begünstigt Risikoscheu und Schönfärberei bei der Einschätzung von Projekten.

Übrigens kann man das von Wagniskapitalgebern (VCs) lernen: ein Gründer wird nicht automatisch zum Versager, wenn sein Startup scheitert. Im Gegenteil, man hofft, dass er oder sie bei der nächsten Runde von den gemachten bitteren Erfahrungen profitiert. Investment ist dort vor allem Investment in das Team. Auch wenn sie Fehler machen – solange die Gründer engagiert waren und offen und ehrlich kommuniziert haben, können sie es später nochmal mit einer anderen Idee versuchen.

Matthias Berth

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