[SL] Was tun, wenn der Product Owner sich verzettelt?

Gestern im Hands-on-Agile chat ging es um die Frage, was man tun kann, wenn der Product Owner (die Product Ownerin?) immer neue User Stories aus ganz unterschiedlichen Bereichen ins Backlog tut. Die betreffende Organisation arbeitet nach Scrum, anderswo sind es vielleicht die Fachabteilungen, die sich mit ihren Wünschen verzetteln.

Die Frage war ungefähr so formuliert:

Was macht Ihr, wenn der Product Owner immer neue User Stories aus ganz verschiedenen Bereichen in’s Backlog einfügt, d.h. wenn die Stories zu ganz unterschiedlichen Zielen gehören? Das Team klagt, dass sie nichts wirklich fertigstellen bzw. liefern können und ständig den Kontext wechseln müssen, wenn sie von einem Thema zum nächsten springen. Was kann man tun?

Ich nehme mal an, dass es einen regelmäßigen Rhythmus von Releases gibt. Dann kann der Product Owner ein “Thema” für das nächste Release aussuchen, so dass man sich nur noch auf 1-2 Ziele fokussiert. In einem Webshop wäre ein Thema z.B. bessere Empfehlungen auf Grundlage der bisher gekauften Produkte. Damit wäre klar, welches Ziel wir erreichen wollen, und die dazu passenden User Stories würden dann in das Sprint Backlog aufgenommen werden.

In der Produktentwicklung fand ich es immer nützlich, sich zu überlegen, wie wir denn das neue Release bewerben würden. Was würde ich gern in die Ankündigung von Version 4.2 schreiben? Wie überzeuge ich unsere Kunden, das Upgrade zu machen? Und ggf. dafür zu bezahlen? Wie würde ich Interessenten aus der Vergangenheit dazu bewegen, sich unser Produkt noch einmal anzusehen, jetzt, wo es die neue Version gibt? Man kann es nicht mit jedem Release allen recht machen. Aber wenn der Schwerpunkt gut gesetzt ist, wird zumindest ein Teil der Nutzer das Release interessant finden. Ein Release mit 100 Kleinigkeiten dagegen wird für niemanden attraktiv sein.

Um die Wünsche weiter zu strukturieren, hilft die Methode “Impact Mapping” von Gojko Adziz. Damit wird das Augenmerk wieder auf das Business-Ziel gelenkt, das von den einzelnen User Stories bzw. Features unterstützt werden soll. Das Ziel (“Goal”, z.B. mehr Umsatz) wird konkretisiert, indem man beschreibt,

Einen Vortrag dazu gibt’s hier Gojko Adzic: Impact Mapping with Innovation Games.

Diese Methoden (Release-Announcement schreiben und Impact Mapping) sollten dem Product Owner helfen, die Wünsche besser zu strukturieren. Falls das immer noch nicht hilft, kann man es noch mit einem ökonomischen Argument versuchen: Die Verzögerungskosten werden größer, wenn man mehrere Dinge parallel bearbeitet. Oder mit dem Spruch: Wer zwei Hasen nachjagt, wird keinen fangen.

Matthias Berth

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