[SL] Der Junge muss an die frische Luft - wenn Entwickler mal rauskommen

Einmal fuhr ich als CTO mit zu einem Lehrgang für unser Produkt. Eine Woche lang lernten dort Kunden und potenzielle Kunden spezielle Labortechniken und die Anwendung unserer Software zur Auswertung der so gewonnenen Daten. Das war im schönen Wien, amüsanterweise nennt man so einen Lehrgang in Österreich auch “Einschulung”.

Ein Aha-Erlebnis hatte ich gleich am ersten Tag. Unser Verkäufer demonstrierte die Anwendung, erklärte, wie man Daten auswertet und die Ergebnisse interpretiert. Im Anschluss daran bearbeiteten die Teilnehmer mit unserer Software ihre eigenen Experimente.

Irgendwas war ungewohnt, ich wusste erst gar nicht, was es war. Dann ging mir ein Licht auf: Es war den ganzen Tag lang nichts schiefgegangen! Alles funktionierte stabil, kein einziger Bug in der Software hatte sich gezeigt, obwohl ungefähr zehn Leute damit gearbeitet hatten. Die Anwender waren zufrieden, ja sie fanden Einiges sogar “recht intuitiv”. Das war schon ein Motivationsschub und ein starker Kontrast zum gewohnten Alltag zu Hause in der Firma. Dort ging es vor Allem um das Management der Softwareentwicklung: Sollten wir zuerst diesen peinlichen Bug beheben, oder doch jenes lang gewünschte Feature fertigstellen? Es gibt immer lange Listen von Dingen, die nicht (oder noch nicht) funktionieren. Vieles muss leider auf die nächste oder übernächste Version verschoben werden. Nach dem Release ist vor dem Release, die Arbeit reißt nicht ab.

Wenn man den ganzen Tag nur mit Fehlerbehebung und Supportanfragen zu tun hat, vergisst man manchmal das Wesentliche: Die Software funktioniert, die Anwender können ihre Aufgaben damit erledigen, unsere Arbeit leistet also einen positiven Beitrag zum Gesamtergebnis. Und das sieht man eben am deutlichsten in den Gesichtern von zufriedenen Kunden.

Wann sind Ihre Entwickler das letzte Mal rausgekommen und hatten direkten Kontakt mit Endanwendern?

Matthias Berth

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