Wir hatten neulich besprochen, wann FIFO (first in first out) eine sinnvolle Regel zur Priorisierung ist: Wenn die Aufgaben (voraussichtlich) dieselbe Zeitdauer und dieselben Verzögerungskosten haben. Das passt ganz gut, wenn z.B. im Supermarkt KundInnen an einer Kasse zu bedienen sind.
In der IT werden unsere Aufgaben (Tickets, User Stories, Projekte) aber eher selten so homogen sein. Interessanter ist deshalb dieser Fall:
Die Aufgaben haben zwar dieselbe (voraussichtliche) Zeitdauer, aber unterschiedliche Verzögerungskosten.
Dann gilt, was der gesunde Menschenverstand auch empfehlen würde:
Erledige die Aufgabe mit den höchsten Verzögerungskosten zuerst
Das kann man in der Notaufnahme eines Krankenhauses beobachten: Der Patient mit Verdacht auf Herzinfarkt wird vor der Patientin mit dem gebrochenen Bein behandelt.
Die folgende Grafik soll das veranschaulichen. Wir haben zwei Aufgaben A und B, die beide eine Zeiteinheit zur Abarbeitung brauchen.
Die Verzögerungskosten für Aufgabe A betragen 6 Geldeinheiten (z.B. Tausend Euro) pro Zeiteinheit. Aufgabe B braucht genau so lange, hat aber nur halb so hohe Verzögerungskosten (3 pro Zeiteinheit). Die Münzstapel sollen die Verzögerungskosten in der jeweiligen Zeiteinheit darstellen.
Wenn wir A vor B erledigen, sparen wir also 3x6 Verzögerungskosten für A und 2x3 für B, insgesamt 24.
Wenn wir B vor A abarbeiten, sparen wir nur 2x6 + 3x3 = 21 Verzögerungskosten:
Und schließlich will ich noch die Alternative betrachten: Beide Aufgaben “parallel” abarbeiten. Wir haben dann nur noch die halbe Kapazität für jede Aufgabe, sie werden also beide entsprechend später fertig.
Wir sparen hier also nur 2x6 + 2x3 Verzögerungskosten ein, insgesamt 18. Das ist also die ungünstigste Variante, was wir schon anderswo für mehrere parallel laufende Projekte erklärt haben.
Matthias Berth