Was können wir noch von VCs (Wagniskapitalgebern) und dem ganzen Start-Up-Ökosystem lernen, wenn es darum geht, Projekte (bzw. Ideen für neue Produkte oder Dienstleistungen) zu filtern?
Investiere in das Team und den Markt, nicht in den Businessplan. Allen Beteiligten ist klar, dass der Businessplan nur belegt, dass eine Idee prinzipiell ökonomisch funktionieren könnte. Außerdem zeigt er, dass das Team weiß, wovon es redet. Bei der Entscheidung spielt das Vertrauen in’s Team eine wesentliche Rolle–können die ihren Weg finden? Haben sie die nötigen Fähigkeiten, bzw. kann man sie sinvoll ergänzen?
Übertragen auf’s Projektgeschäft wäre der “Markt” ungefähr “das Kundenproblem was wir lösen wollen”. Projekte werden meistens mit einem festgeschriebenen Projektinhalt (“Businessplan”) gestartet, erst dann sucht man sich die passenden “Ressourcen” zusammen.
Scheitern ist kein persönliches K.O. Es wird getrennt zwischen Start-Ups die scheitern und ihren Gründern. Gute Start-Up Ökosysteme zeichnen sich dadurch aus, dass viele Gründer es über mehrere Runden versuchen können. Das Risiko ist eben hoch, und alle wissen, dass die Gründer nicht alles beeinflussen können.
Wenn Projekte scheitern, dann wird oft nach Schuldigen gesucht.
Ungeduld beim Wachstum, Geduld bei Profitabilität. Wachstum ist relativ: es zeigt, dass man auf einem vielversprechenden Weg ist (20% mehr Nutzer pro Woche), auch wenn die absoluten Zahlen nicht groß sind (500 Nutzer von 100 Millionen).
Wenn das Projektergebnis direkt von Kunden genutzt wird, kann man diese Regel leicht übertragen. Wenn das Projekt nach innen gerichtet ist, wäre Wachstum ein wachsender Nutzen (z.B. Verbesserung von Abläufen, Nutzung durch interne Kunden), den man bitte frühzeitig demonstrieren sollte. Profitabilität wäre dann erreicht, sobald es einen positiven ROI gibt. Damit kann man in der Tat geduldiger sein, solang man weiß, dass das Projekt auf dem richtigen Weg ist.
Intuition vor Kriterien. Was man an harten Kriterien für VC-Investments sieht, ist ziemlich sparsam: Höchstens x Euro für die jeweilige Finanzierungsrunde, Mindestanforderungen an Marktgröße und -wachstumsrate. Sind die Kriterien erfüllt, bestimmt die Intuition der Investoren den Entscheidungsprozess, und zwar in allen Bereichen–Idee, Team, Markt.
Im Projektgeschäft wird hingegen oft versucht, das Scheitern durch mehr Regelwerke zu vermeiden.
Matthias Berth