[SL] Noch ein paar Gründe, warum Sie Großprojekte zerlegen sollten

Gestern haben wir beschrieben, warum und wie man Großprojekte zerlegen sollte. Zur Erinnerung: nach der Zerlegung muß sich jeder Teil separat testen und voll produktiv nutzen lassen. Hier sind noch ein paar Gründe, warum das eine gute Idee ist:

Der Nutzen steigt. Weil einige Teile schon frühzeitig fertig sind, bekommt man den versprochenen Nutzen des Großprojekts teilweise schon vorzeitig ausbezahlt. Dieser Effekt wird noch größer, wenn man die wertvollsten Teile zuerst macht.

Das Risiko wird vermindert. Größere Projekte haben ein größeres Risiko, zu scheitern, also den versprochenen Rahmen an Zeit, Kosten und Nutzen weit zu verfehlen. Das Risiko steigt überproportional mit der Projektgröße, man sollte also unter Risikogesichtspunkten jede Gelegenheit zur sinnvollen Zerlegung in Teilprojekte nutzen. Außerdem vermeidet man so Projekte, die “too big to fail” sind.

Sie bekommen eine Option, vorzeitig abzubrechen. Prioritäten ändern sich, und man lernt dazu, sobald einige Teile des ehemaligen Großprojekts in Produktion sind. Jetzt können Sie nötigenfalls spätere Teile gar nicht erst starten, oder laufende abbrechen, ohne dass Sie mit einer “Alles oder Nichts”-Situation leben müssen. Diese “Optionen des vorzeitigen Abbrechens” haben einen realen Wert, auch schon bei Start des Projekts. Je größer die Unsicherheit, desto größer ist der Wert einer Option.

Sie bekommen eine Option, vorzeitig zu erweitern. Wenn ein früh ausgeliefertes Teilprojekt besonders gut funktioniert, lernen Sie auch das früher. Sie können sofort weitere Investitionen nachschieben, statt bis zum Ende des Großprojekts zu warten.

Sinnvolle Schnittstellen werden herausgearbeitet. Die Zerlegung in Teilprojekte stimuliert das Nachdenken über Modularisierung und Schnittstellen. Dadurch werden einige unnötige Kopplungen vermieden, was der Entwicklungsgeschwindigkeit und Qualität zu Gute kommt.

Die Möglichkeiten der Parallelisierung wachsen. Wenn die Schnittstellen gut definiert sind, kann man leichter Teile parallel entwickeln, wenn es sinnvoll ist.

Der Durchsatz der Projektorganisation steigt. Wenn die kleinen Teilprojekte separat bearbeitet werden können, gibt es keine Phasen mehr, in denen alle Ressourcen unabkömmlich mit einem Großprojekt beschäftigt sind. Oder andersherum: mit kleineren Projekten kann man die Organisation gleichmäßiger auslasten, Wartezeiten bzw. Kapazitätsaufbau in Spitzenzeiten werden vermieden.

Matthias Berth

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