[SL] Großprojekte zerlegen lohnt sich

Großprojekte, wie zum Beispiel die Neueinführung eines ERP Systems, blockieren immer wieder die gesamte Lieferkette. Denn wenn sich ein Unternehmen endlich für ein solches Großprojekt entschieden hat, sind darin meist alle Ressourcen auf „unbestimmte Zeit“ gebunden. Nichts geht mehr, und wer verschobene und längst notwendige Maßnahmen/Anforderungen noch realisieren will, sieht nur noch eine Chance: Es muss in das Großprojekt mit einbezogen werden. Jetzt führen wir also nicht nur ein ERP-System ein, sondern machen bei der Gelegenheit auch noch Anpassungen an den Kundenstammdaten für die CRM-Erweiterung und das Rechnungswesen.

Das systematische Aufgliedern von Großprojekten in kleine, klar definierte Funktionalitäten macht sie transparenter und besser strukturiert, vor allem können sich alle Beteiligten auf überschaubare Meilensteine bzw. Lieferungen konzentrieren.

Wie kann man sinnvoll zerlegen?

  1. Die Einzelteile müssen selbstständig lebensfähig sein, d.h. jedes von ihnen bringt einen fachlichen Nutzen. Es genügt also nicht, wenn Teilprojekt 1 schon mal das Datenmodell für alle anderen Teilprojekte entwickelt.

  2. Jedes Einzelteil muss separat in Produktion gebracht werden. Erst die Teile fertig machen und dann live schalten zählt nicht. Zu groß ist das Risiko, dass Teile als “Fertig” deklariert werden, die später unkalkulierbaren Aufwand für Nacharbeiten brauchen.

  3. Die Reihenfolge der Teile sollte nach Nutzen (Teile mit hohen Verzögerungskosten zuerst) und Risiko (großes Risiko zuerst) gewählt werden.

Jede Situation ist anders, die erfolgreiche Zerlegung verlangt Kreativität und Sachverstand auf fachlicher und technischer Ebene. Eine formale Untergliederung genügt in keinem Fall!

Am Fortschritt der einzelnen Projektkomponenten lässt sich auch sehr gut der Fortschritt des Gesamtprojekts ablesen. Der Einsatz der Leute lässt sich klar ersichtlich steuern, sie sind nicht über den Gesamtverlauf des Projekts “abgetaucht” und nicht verfügbar. Jeder arbeitet stets an einer definierten Aufgabe über einen absehbaren, sprich kontrollierbaren, Zeitraum.

Ein Großprojekt in logische, funktionale, liefer- und testbare Einheiten zu zerlegen, macht natürlich mehr Arbeit. Aber diese vorab investierte Zeit zahlt sich über die Gesamtdauer von Großprojekten aus. Denn die Projektteilnehmer arbeiten koordiniert an den vorab definierten Themen in einer festgelegten Reihenfolge. Der Projektumfang ist initial abgestimmt und erweitert sich nicht von selbst. Projektfortschritt und Erfolgskontrolle orientieren sich an vorab definierten Liefergegenständen. Die dekomponierten Meilensteine sind jeweils isoliert testbar. Wenn Sie die Erfahrungen aus Ihren Projekten betrachten, erkennen Sie wahrscheinlich noch ein paar mehr Vorteile.

Wann haben Sie zuletzt ein Großprojekt zerlegt?

Christoph Lefkes

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