In der letzten Woche habe ich an einem Artikel über Kaizen (kontinuierliche Verbesserung, wörtlich: “Veränderung zum Besseren”) in der IT gearbeitet. Es hat mal wieder länger gedauert als gedacht, aber bei der Suche nach einer passenden Illustration bin ich auf diese schöne Grafik gestoßen:
(Quelle: Quant3, via Wikipedia. Lizenz: CC BY-SA 3.0)
Ein Schneckengetriebe übersetzt die schnelle Bewegung der Schnecke oben in die langsame Bewegung des großen Zahnrades unten. Das Drehmoment am großen Zahnrad ist entsprechend höher, d.h. dort können größere Kräfte wirken. Das hat vielerlei Anwendungen, am schönsten finde ich die in historischen Segelschiffen:
In der Ära der Segelschiffe war die Einführung eines Schneckengetriebes zur Steuerung des Ruders ein bedeutender Fortschritt. Vor der Einführung steuerte ein Seiltrommelantrieb das Ruder. Die raue See konnte erhebliche Kraft auf das Ruder ausüben, was oft mehrere Männer zum Steuern des Schiffes erforderte - einige Antriebe hatten zwei Räder mit großem Durchmesser, so dass bis zu vier Besatzungsmitglieder das Ruder bedienen konnten. Wikipedia: Worm drive
Eine gute Metapher für das Prinzip des Kaizen: Statt eine Veränderung in einem großen Wurf mit viel Kraftaufwand zu versuchen, macht man lieber viele kleine Schritte, von denen jeder einzelne schnell durchzuführen und mit wenig Aufwand verbunden ist.
Man darf eben nur nicht allzu viel von einer einzigen Umdrehung der Schnecke oben, d.h. einer einzelnen kleinen Verbesserung erwarten. Es geht um den kumulativen Effekt, und der kann beträchtlich ausfallen, wenn man sich erstmal auf den Weg macht. Lohnenswerte Themen gibt es genug, etwa ungeplante Arbeit (Firefighting) systematisch verringern, Refactoring zur Verbesserung der internen Qualität des Codes, die Pflege von Checklisten, oder häufigere Releases durch Verringerung des Release-Overheads.
Matthias Berth