Die CDU hat ganz viel Gegenwind dafür bekommen, dass sie auf Rezos Video “Die Zerstörung der CDU”
mit einem 11-seitigen PDF geantwortet hat.
Kommentatoren haben das als “eine elfseitige Hausarbeit” eingeordnet, mit der die CDU sich blamiert.
Ich möchte die Inhalte mal ganz beseite lassen und auf die Meta-Ebene gehen.
(Etwas Meta am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen)
Es geht mir hier nicht um die Inhalte, sondern darum, wie da kommuniziert wird.
Um zu verdeutlichen, wie wichtig die Form bei der Kommunikation ist, stelle ich mir Rezos Inhalte mal in anderen Medien vor.
- Als Tweet würde das ungefähr so aussehen:
“CDU lügt, unterstützt Drohnenangriffe, erhöht die soziale Ungleichheit und hat keinen Plan beim Klima #NieWiederCDU #UploadFilter”
Auch ein Thread von mehreren Tweets würde die Sache nicht besser machen, Twitter ist einfach nicht geeignet für tiefergehende Argumentation.
- Als Leitartikel “Warum man CDU und SPD nicht mehr wählen kann” wäre es eine halbe Seite, 10-15 Minuten Lesedauer.
Ganz schlecht für’s Lesen auf dem Smartphone und Reichweite weit unter den aktuell 13 Mio Zuschauern des Videos.
- Als wissenschaftliche Veröffentlichung: “Programmatik, Realität und Wahrnehmung: Ein kommunikationstheoretischer Ansatz zur Erklärung des schwindenen
Wählerpotenzials etablierter Parteien in der Altersgruppe zwischen 18 und 25 Jahren”. 20 Seiten mit vielen Charts, maximal ein paar tausend LeserInnen.
Das alles können sinnvolle Kommunikationsformen sein, aber: “Es kommt darauf an, welches Ziel man damit erreichen will.” –
die Form bestimmt wesentlich, welche Inhalte man transportieren kann und wie groß die Wirkung ist.
Für unsere Spezifikationen, Bugreports und Wünsche an Software haben wir drei etablierte Formen:
- Das Word-Dokument wird meist für Spezifikationen verwendet, spricht lange und ausführlich über einen Sachverhalt und ist dabei ziemlich trocken.
- Die Email wird gern verwendet für Bug-Reports oder auch impulsive Klagen, wenn etwas nicht funktioniert.
Sie wird oft unkonzentriert geschrieben und überschreitet kaum eine gewisse Länge.
Emails werden schnell unübersichtlich bei mehreren Beteiligten.
- Das Ticket, gern mit endlosen Kommentaren. Ist vergleichbar der Email, wird aber manchmal etwas sorgfältiger geschrieben.
Wenn wir ständig in denselben Formen kommunizieren, frage ich mich:
Ist das wirklich die sinnvollste Möglichkeit?
Oder sind wir damit manchmal genau so unbeholfen, wie die CDU mit ihrem PDF?
Hier sind ein paar Alternativen:
- Direktes Gespräch. Statt umständlich alles zu verschriftlichen, kann man auch direkt miteinander sprechen.
- Beispiele. Statt ein abstraktes Regelwerk zu formulieren (was viele Anwender nicht geübt haben),
kann man konkrete Beispiele zusammentragen.
Wenn man dabei die Spezialfälle berücksichtigt, muss die Software am Ende zwangsläufig “korrekt” funktionieren.
Manchmal deckt man mit Hilfe der Beispiele natürlich auch Widersprüche auf, dann wird es interessant.
- Screencast. Nicht beschreiben, was auf dem Bildschirm passiert,
sondern es vorführen und während der Aufzeichnung darüber sprechen, was man gerade tun will.
- Beobachtung vor Ort. Wenn wir mal direkt vor Ort beobachten, wie die Arbeit getan wird, vermeiden wir alle möglichen Filter.
Gerade die scheinbaren Selbstverständlichkeiten werden ja nicht kommuniziert.
- Demo mit Live-Anpassung. Wenn man die Software vorführt und sofort Änderungen vornehmen kann,
bekommt man eine ganz schnelle Feedback-Schleife.
Statt Demos kann man mit auch Mockups und Papier-Prototypen arbeiten.
Vielleicht passt ja beim nächsten Mal eine dieser Alternativen besser, das würde mich freuen.
Matthias Berth