“Mein Name ist Lohse. Ich kaufe hier ein.”, so betritt der unnachahmliche Loriot als frisch pensionierter Familienvater einen Tante-Emma-Laden. Statt eines Glases Senf kauft er gleich eine ganze Palette, weil das günstiger ist – schließlich war er 17 Jahre lang Leiter der Einkaufsabteilung und kennt sich aus. (Video: Loriots “Pappa ante portas” - Mein Name ist Lohse 1min 41s)

Wenn im Film einer den Senf palettenweise kauft, ist das komisch. Im Projektgeschäft wird es aber ernsthaft praktiziert, Beispiele:

• Alle Wünsche werden am Anfang gesammelt. Falls man extern beauftragt, wird das auch alles in den Vertrag geschrieben.
• Feedback kommt in einem großen Schwung, wenn z.B. die Fachabteilung alle 6 Monate mal die fachlichen Tests macht.
• Budget wird auf ein ganzes Jahr bewilligt, d.h. man muss sich 12 Monate im Voraus festlegen

All das sind Beispiele für das Arbeiten in großen Batches. Gerechtfertigt wird das immer mit den anscheinend geringeren Kosten. Es ist ja “viel effizienter” wenn wir die mühsamen Budgetverhandlungen nur einmal im Jahr führen müssen. Oder wenn die Fachabteilung ihre Wünsche gesammelt abgibt. Oder wenn man der Fachabteilung nur alle sechs Monate den Zeitaufwand für fachliche Tests zumutet.

Große Batches haben erhebliche Folgekosten, denn sie

• verzögern das Feedback (was ist, wenn diese Sorte Senf der Familie zu scharf ist?),
• verringern Optionen (was ist, wenn die Familie nach einem Monat nur noch Ketchup essen will?),
• führen zu größeren Beständen (u.a. WIP - work in process)
• und verlängern im Ergebnis die Durchlaufzeiten.

Gute Gründe, gelegentlich mal zu fragen: “Darf’s auch etwas weniger sein?”

Matthias Berth