[SL] Extreme Singletasking

Dass Multitasking nicht so gut ist, hatten wir schon diskutiert. Sowohl im persönlichen Bereich als auch auf Ebene der Organisation. Gelegentlich geht es auch anders, dann praktiziert eine Gruppe etwas, das ich “extreme singletasking” nennen möchte:

Projekt X droht katastrophal und öffentlichkeitswirksam zu scheitern. Plötzlich werden alle Meetings zu anderen Projekten abgesagt. Andere Aufgaben müssen sich hinten anstellen, bis die aktuelle Krise gelöst ist. Man bekommt jetzt auch die Beteiligten zu derselben Zeit in denselben Raum (“War Room”), wo sie sich ausschließlich auf das vorliegende Problem konzentrieren. An die Stelle von schriftlichen Berichten in größeren Abständen tritt der ständige Informationsaustausch. Alle im Raum haben dasselbe Verständnis der Lage und des gemeinsamen Ziels. Die Gruppe ist (natürlich) abteilungsübergreifend.

Jetzt werden eindeutige Prioritäten gesetzt, auch wenn’s weh tut. Niemand ist in diesem Moment auf mehrere Projekte verteilt. Auslastung? Egal, Hauptsache, der Mensch ist verfügbar, wenn sein Beitrag in Kürze dringend gebraucht wird. Auch die Aufmerksamkeit des Top-Managements ist im Überfluss vorhanden (es fragt ja stündlich nach Status-Updates).

Was vorher für unmöglich erklärt wurde (exklusive Aufmerksamkeit, abteilungsübergreifende Teams, schnelles Feedback), wird möglich im Angesicht der Katastrophe. Und genau die Besonderheiten dieses “Ausnahmezustandes” ermöglichen dann oft die Rettung.

Mal abgesehen von dem hohen Stress-Pegel, wäre es nicht schön, wenn die tägliche Arbeit auch so effektiv ablaufen könnte?

Matthias Berth

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