“Das Problem in der Produktsuche muß von Steve behoben werden, er kennt sich da aus”
Das klingt erstmal sinnvoll. Schließlich wollen Sie jede Aufgabe möglichst schnell und kostengünstig abarbeiten lassen. Problematisch wird es dann, wenn Steve der Einzige ist, der sich (ohne lange Einarbeitungszeit) dem Problem widmen kann.
Bei Projekten und Startups spricht man vom Busfaktor: falls eine entscheidende Person von Bus überfahrten wird (oder sich auf eine Weltreise verabschiedet), stirbt das Projekt–das wäre Busfaktor 1.
Bei etablierten Handelsunternehmen als Ganzes ist der Busfaktor sicher (hoffentlich?) zweistellig. Geht man hinunter auf die Projektebene, sieht das schon anders aus. Das Schwierige dabei: wenn man nicht gegensteuert, sinkt der Busfaktor von ganz alleine. Schon zufällige Schwankungen sorgen nämlich dafür, dass einzelne Mitarbeiter immer mehr “exklusive Kompetenzen” aufhäufen. Jede/r spezialisiert sich allmählich auf das, was er/sie schon in der Vergangenheit gemacht hat und meidet Dinge, die andere besser können.
Dadurch können Einzelne mit der Zeit zu einem Engpass werden, der das ganze Projekt aufhält. Urlaub, Krankheit und Kündigung von Steve brauchen wir dabei noch garnicht zu berücksichtigen. Es reicht völlig, dass unsere drei dringendsten Aufgaben alle aus Steves exklusivem Kompetenzbereich kommen.
Darüber hinaus hindern wir seine Kollegen Paula und Tim daran, sich weiterzuentwickeln, indem sie Steve anspruchsvollere Aufgaben abnehmen.
Für Steve fühlt es sich gut an: er ist ja kompetent und wichtig für das Team.
Für den Manager ist Steve sein bestes Pferd im Stall.
Paula und Tim sagen sich irgendwann: “ich kann mich hier nicht weiterentwickeln” und suchen “neue Herausforderungen” (wie es so schön heißt, wenn jemand den Job wechseln will).
Matthias Berth